Solo EP Release Tabea – «Arrive»
Der Kreativitäts-Schub von Tabea Vogel hält an: Mit «Arrive» schickt sie eine neue Solo-EP an den Start, «Let Me» ist einer der neuen Tracks auf dem Mini-Album.
Wie bringe ich meine Songs zu den Menschen – ausser an Livekonzerten? Zu keiner Zeit in der Geschichte der Popmusik mussten sich Künstlerinnen und Künstler derart den Kopf über diese Frage zerbrechen, wie heute. Tabea Vogel hat sich für das Konzept «Mehr ist mehr» entschieden: Wer sich ihre EP «Arrive» zulegt, kriegt neben bekannten und neuen Songs eine einzigartige Bluetooth-Box dazu – und hat erst noch die Gelegenheit, den Preis nach Gutdünken nach oben zu schrauben. Denn: Alles, was über dem Richtpreis bezahlt wird, spendet die Zürcher Sängerin und Musikerin dem Roten Kreuz für die Familienzusammenführung in Europa.
«Arrive» ist nämlich mehr, als nur eine EP. Es ist eine Hymne für all jene, die an Orte reisen müssen, die sie eigentlich gar nie gesucht haben. Dass kann im Kleinen anfangen – etwa, wen man wie Tabea als Kind immer wieder in einen neuen Kanton zieht und sich nirgends richtig zugehörig fühlt. Oder aber, es geht um das Grosse: Weil in ihrer Heimat ein menschenwürdiges Leben einfach nicht mehr möglich ist, müssen Menschen fliehen – und versuchen, an einem neuen Ort anzukommen. Fremd, allzu oft nicht willkommen, dafür allzu oft alleingelassen, selbst wenn sie gemeinsam ankommen. Nie waren mehr Menschen in der ganzen Welt auf der Flucht, als heute. Das ist mit ein Grund, weshalb Tabea Vogel einen Teil des Erlöses aus dem EP-Verkauf dem Roten Kreuz spendet.
Zurücklassen kann man freilich auch für die Liebe – so wie Tabeas Mann, der für sie alles Vertraute hinter sich gelassen und sich mit ihr ein neues Leben aufgebaut hat. Es ist offensichtlich: so vielschichtig ihre Songs inhaltlich sind, so vielfältig präsentiert sich die stimmgewaltige Sängerin auf «Arrive» musikalische. Balladesk-nachdenklich in «Let me» – ein Song, der das Thema Hilflosigkeit und Veränderung in allen möglichen Lebensbereichen aufgreift. Tabea kann aber auch immer wieder keck zweisprachig wie in «Läbe/Life», hilflos und nackt in «Oh Chérie», verzaubert und verliebt in der «Arabic Night» mit ihrem sanft pulsierenden Beat. Wie schon bei ihren beiden letzten Singles mag sich manch eine und manch einer Fragen: «Soul made in Zürich, gesungen in Berndeutsch, Hochdeutsch und Englisch? – kann das gut gehen?» Natürlich mag der Mix im ersten Moment exotisch anmuten. Viel wichtiger ist aber: Es tönt immer wieder verdammt sexy.
Vielleicht ist es typisch Tabea Vogel, dass die Muse sie in Zeiten küsst, in denen kein Mensch weiss, wie es weiter gehen soll mit diesem Leben, der Kultur und der Musik. «Was soll ich tun?», fragt sie. Den Kopf in den Sand zu stecken, kommt nicht infrage – im Gegenteil. Sie folgt ihrem Herzen und nutzt die Krise, um all die Kreativität in sich sprühen zu lassen und so viel wie möglich auf Papier zu bringen. Sie weiss: Das Leben kennt auch ohne Corona keinen exakten Fahrplan – auch bei der Musik nicht. Und weil sich Tabea Vogel nicht mit 90 Prozent zufriedengibt, läuft auch kein Projekt in geraden Linien. Denn es sind die letzten 10 Prozent, die oft die anspruchsvollsten sind.
So geht Tabea ihren Weg seit eh und je ohne Kompromisse, dafür mit umso mehr Leidenschaft für Musik, Blues und Soul. Eine Leidenschaft, die sie einst im Kinderzimmer im Berner Oberland entdeckt hat. Als Teil der Frauen-Gruppe Härz hat sie vor wenigen Jahren grosse Erfolge gefeiert. «Arrive» ist ein nächster Schritt in ihrer Solo-Karriere, welche die Frau mit der Power-Stimme schon vor den Erfolgen mit Härz gepflegt hat. 2014 hat sie ein Mini-Album veröffentlicht, hat Erfahrungen in der Schweizer ESC-Ausscheidung gesammelt und auch schon die Bühne bei der ersten Staffel von «The Voice of Switzerland» gerockt. Tabea hat mit Phenomden gearbeitet und Drum’n’Bass-Tracks released; sie war mit HipHop-Crews und Funkbands auf Tour – unter anderem mit einem früheren Projekt von Dabu Fantastic.